Geschrieben von Markus Schumacher im August 2012

Als Jesus nach seiner Auferweckung erneut (8Tage später) in den Kreis der Jünger kam, fand die Begegnung des Auferstandenen mit dem zweifelnden Jünger Thomas statt. Nachdem Thomas durch die Worte Jesu zur festen Überzeugung gekommen war, dass der geliebte Lehrer und Messias (Christus) wirklich von den Toten auferweckt worden war, rief er aus:

„Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott.“ Johannes 20,28

Die Vertreter der Trinitätslehre sind der Auffassung, dass die Worte des Thomas ein klarer Beweis dafür seien, dass Jesus Christus wahrer Gott sei. Wie könne ein Mensch sonst eine andere Person Gott nennen. Dies sei ja sonst Götzendienst. Vertreter der Präexistenz Jesu behaupten hingegen, dass die Aussage „mein Gott“ ein Beweis dafür sei, dass Jesus Christus ein himmlisches Wesen, welches schon vor Grundlegung der Welt bei GOTT existierte, sein müsse. Jemanden Gott zu nennen, der nur ein Mensch sei, erscheint ihnen unmöglich.

Jedoch kann der Titel GOTT / Gott sowohl auf DEN SCHÖPFER von allem was ist, als auch auf himmlische Geschöpfe und sogar auf Menschen angewandt werden. Dass JaHuWaH GOTT genannt wird, ist selbstverständlich, dass himmlische Geistwesen Gott genannt werden, erscheint vielleicht einigen noch möglich, dass aber auch Menschen den Titel Gott tragen können, liegt für die meisten Christen jenseits ihrer Vorstellungen.

Die Bibel bestätigt jedoch die Tatsache, dass Menschen Gott heißen, einige Male. So wird Moses zweimal von GOTT der Titel Gott gegeben bzw. vorausgesagt.

„Er aber soll für dich zum Volk reden, und es wird geschehen er wird für dich zum Mund sein und du wirst für ihn zum Gott sein.“ 2.Mose 4,16

Moses sollte nach der Aussage GOTTES der Gott Aarons sein, weil er die Offenbarungen, die Moses zunächst von GOTT empfing, an Aaron weiterzugeben hatte, der sie dann dem Volk verkündigen sollte.

„Und JaHuWaH sprach zu Moses: „Siehe, ICH habe dich für den Pharao zum Gott eingesetzt und dein Bruder Aaron soll dein Prophet sein.“ 2.Mose 7,1

Für den Pharao war Moses von GOTT zum Gott eingesetzt worden. Und doch war Moses nur ein sterblicher und sündiger Mensch.

Auch die von GOTT eingesetzten und gesalbten Könige Israels konnten in gewissen Zusammenhängen Gott genannt werden. Dies beweist Psalm 45,7-8. Obwohl jener Psalm von den meisten Lesern nur aus messianischer Perspektive betrachtet wird, als gehe es dabei um Jesus Christus, ist das korrekte Verständnis zunächst ein anderes. Es waren die Jungfrauen Israels, welche anlässlich der Einweihung des Königs Hiskias ein Loblied auf den Gesalbten anstimmten und ihn dabei auch Gott nannten.

„Dein Thron o Gott ist immer und ewig, ein Zepter der Gradheit ist das Zepter deiner Herrschaft. Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit hast du gehasst, darum hat Gott, DEIN GOTT dich gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten.“ Psalm 45,7-8

Der Schreiber des Hebräerbriefs hat dann diese Verse auf den Gesalbten Jesus angewandt.

Sogar die Richter Israels werden Götter genannt, weil sie GOTT als RICHTER vertreten sollten und für ihn stehen sollten.

„Ich sagte zwar ihr seid Götter, Söhne DES HÖCHSTEN seid ihr alle.“ Psalm 82,6

Diese Menschen waren gewöhnliche Menschen, die nicht einmal besondere Offenbarungen empfangen hatten und dennoch wurden sie Gott geheißen. Jesus kam darauf zu sprechen, als die ihm feindlich gesinnten Juden ihm vorwarfen, sich selbst zu einem Gott gemacht zu haben. Und dies bedeutet nichts anderes, als den Vorwurf, sich selbst zu einem Vertreter Gottes gemacht und so sich selbst erhoben zu haben.

Jesus aber hatte von GOTT Offenbarungen empfangen, er war vom Himmel gekommen, er war von GOTT ausgegangen und er war der Gesalbte / der Messias GOTTES. Somit war Jesus ein  besonderer, außergewöhnlicher und einzigartiger Vertreter GOTTES. Der Titel "Gott", angewandt auf Jesus aus dem Mund des Thomas, hatte also seine Berechtigung.

Es gibt noch ein anderes Verständnis der Antwort des Thomas, welche er zu Jesus gewandt gab. Zunächst sollen die an Thomas gerichteten Worte zitiert werden.

„Darum spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“ Johannes 20.27

Dies ist eine Aufforderung Jesu an Thomas, zu glauben, dass GOTT ihn tatsächlich von den Toten auferweckt hat. Der Glaube bezieht sich nie nur auf den, welcher von den Toten auferweckt worden ist, sondern immer auch auf DEN, der ihn von den Toten auferweckt hat.

Es ist nicht gut denkbar, dass Thomas zwar Jesus aufgrund der Auferweckung Herr genannt haben soll und dann GOTT völlig vergessen haben sollte. Aus diesem Grund ist es durchaus passend, wenn Thomas die Worte MEIN GOTT an DEN VATER gerichtet hat.

Der Herr Jesus hatte noch vor 8 Tagen der Maria Magdalena den Auftrag gegeben, den Jüngern die folgenden Worte mitzuteilen.

„Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zum VATER. Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem VATER und eurem VATER, zu meinem GOTT und eurem GOTT.“ Johannes 20.17

Auch wenn Thomas nicht anwesend gewesen sein sollte, werden die anderen Jünger ihm die Worte Jesu mitgeteilt haben. Daher ist dies ebenfalls zu bedenken bei dem Ausspruch des Thomas: "mein Herr und mein GOTT".

Nun kommt gelegentlich das Gegenargument, dass sich die Worte des Thomas allerdings an Jesus gerichtet haben, also könne er mit den Worten "mein Gott" nicht DEN VATER gemeint haben.

Es kann aber von der Bibel her nachgewiesen werden, dass sich eine Handlung zunächst auf eine sichtbare Person und zugleich auch auf DEN unsichtbaren GOTT beziehen kann, oder auf das Lamm und ebenso auf GOTT beziehen kann.

„Und David sagte zu der ganzen Versammlung: Preist doch JaHuWaH euren GOTT. Und die ganze Versammlung pries JaHuWaH, DEN GOTT ihrer Väter und sie verneigten sich und warfen sich nieder vor JaHuWaH und vor dem König.“ 1.Chroniker 29,20

Die äußere Handlung des Verneigens und des Niederfallens bezog sich auf den sichtbaren König und doch waren damit das Verneigen und das Niederfallen vor DEM unsichtbaren GOTT verbunden. In Offenbarung 5 heißt es in Bezug auf  GOTT und das Lamm:

„DEM, der auf dem Thron sitzt und dem Lamm den Lobpreis und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Und die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen. Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.“ Offenbarung 5,13 b-14

Die Worte und das Niederfallen bezogen sich auf beide Personen, sowohl auf das Lamm, als auch auf GOTT, aber nur GOTT wird bzw. wurde angebetet.

Auch wenn Thomas zu Jesus sprach, kann sich daher der letzte Teil seiner Antwort auf GOTT bzw. DEN VATER gerichtet haben.
Für diese Sichtweise spricht auch, dass Jesus nur wenige Wochen bevor Thomas seine Aussage (mein Herr und mein GOTT) machte, davon gesprochen hatte, dass DER VATER in ihm sei und dass, wer ihn gesehen habe, DEN VATER gesehen habe:

„Jesus spricht zu ihm: „So lange Zeit bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat DEN VATER gesehen. Und wie sagst du, zeige uns DEN VATER? Glaubst du nicht, dass ich in DEM VATER und DER VATER in mir ist? Die Worte die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst, DER VATER aber, DER in mir bleibt, DER tut SEINE Werke.“ Johannes 14,9-10

Die Jünger hatten den Herrn Jesus erlebt und erfahren. Sie waren drei Jahre mit ihm unterwegs gewesen und hatten seine Wunder, seine Worte, aber auch seinen makellosen und reinen Charakter und sein vollkommenes Wesen beobachtet und erkannt. Diese Reinheit und Vollkommenheit war Jesus nur möglich, weil GOTT mittels des von IHM ausgehenden Geistes in ganz besonderer Weise in Jesus gegenwärtig war (ist). So ermöglichte die tiefere Erkenntnis Jesu Christi eine tiefere Erkenntnis GOTTES. Von diesem Gesichtspunkt her, richteten sich die Worte des Thomas zunächst auf den vor ihm stehenden Jesus Christus, indem er die Worte mein Herr an ihn richtete. Zugleich aber, aufgrund der Tatsache der besonderen Gegenwart GOTTES in Christus, richteten sie sich auch an GOTT. Denn im wahren Glauben kann man die besondere Gegenwart GOTTES nie von der Person Jesu Christi trennen und Thomas machte schließlich eine Glaubensaussage:

„Thomas antwortete ihm und sprach: Mein Herr und MEIN GOTT.“ Johannes 20,28

Noch ein abschließender Gedanke: Der Herr Jesus hatte den Jüngern mitteilen lassen, dass er auffahren würde, zu meinem VATER und eurem VATER, zu meinem GOTT und zu eurem GOTT. Thomas hatte also auch in dieser Hinsicht von Jesus gelernt und bezeichnete DEN VATER, als SEINEN ganz persönlichen GOTT.

Fazit: Johannes 20,28 beweist weder die Gottheit Jesu, noch beweist der Text, dass Jesus Präexistenz hatte.